Paris-Tipp: Schöne Knochen

Gleich am Eingang bekommt man erst mal einen Schreck. Dutzende Skelette schauen einen an: von einem Seelöwen, einem Panda, einem Okapi. Eine 80 Meter lange Museumshalle voller toller Tiere. Allerdings nur ihre Knochen.

Schüler sitzen auf dem Boden und machen Skizzen von den Skeletten in ihre Zeichenblöcke, ihre Lehrerin blickt ihnen gelegentlich über die Schulter. Die Galerie de Paléontologie et d’Anatomie Comparée ist Teil des nationalen Naturgeschichtlichen Museums im Jardin des Plantes, dem bei den Parisern so beliebten Park neben dem Bahnhof Gare d´Austerlitz.

Die einen sammeln Briefmarken, andere Skelette.

Generationen von Franzosen staunten bereits über diese außergewöhnliche Wirbeltier-Sammlung von Fleisch- und Pflanzenfressern. Ein fünfjähriger Orang-Utan mit großer Zahnlücke, mehrere Schimpansen und Gorillas schauen die Besucher an mit ihren tiefen Augenhöhlen. Vitrinen sind voller Hundeschädel oder Gebisse von Bären. Fragile, zarte Skelette von Vögeln und Fröschen sind hier ausgestellt und nur wenige Meter weiter die kräftigen Knochen eines Elefanten aus Asien oder eines Wal-Skeletts. Auch wenn man eigentlich nur Knochen sieht: Man hat dennoch das ganze Tier vor Augen.

Bis zu 1000 Skelette, Eier und Organe sind hier im Erdgeschoss ausgestellt. Einer Riesenschildkröte kann man durch ihr Skelett auf ihr Panzerinneres sehen, und der Alligator vom Mississippi verliert auch nicht in abgespeckter Form seine Kraft, einem Angst einzuflößen.

Gruselig wird es bei den Vitrinen mit den Python- und Wildschweinherzen oder Lama- und Tiger-Lebern. Und es geht noch morbider: Gläser mit konservierten Gehirnen, Mägen und Zungen. Bei der Vitrine mit der Überschrift „monstres“ mit den Tier-Missgeburten drückt man auch mal gerne die Augen zu.

Der aufrechte Gang war bei diesen Exemplaren noch nicht angesagt.

Es ist das perfekte Museum für Regentage, wenn man den Touristenmassen im Louvre oder Musée d´Orsay aus dem Weg gehen will. In dieser Sammlung der vergleichenden Anatomie gehen die Pariser auch gerne mit ihren (freilich nicht zu jungen) Kindern, die dann meist völlig fasziniert sind. Nicht nur, weil sie hier das Skelett des Rhinozeros von Ludwig XV. anschauen können. Sondern weil im ersten Stock bei den Wirbeltier-Fossilien auch Skelette von Dinosauriern stehen.

Wer hier über das knarzende Parkett läuft, der ahnt: Eigentlich ist das Museum selbst reif für ein Museum. Nicht nur weil es bereits 1898 eröffnet wurde. Sondern weil es aus einem Jahrhundert stammt, wo man noch glaubte, alles in der Natur sammeln, mit Schreibmaschine und Zettelchen beschriften und somit die gesamte Tierwelt klassifizieren und bändigen zu können. Der Gang in dieses Museum ist eine Zeitreise – kein Wunder, dass es gerne genutzt wird für Film- und Interviewdrehs.

Fossilienfans werden jauchzen vor Glück, da die beiden oberen Stockwerke voll damit sind. Wer nach dem Besuch merkt, dass ihm die Skelette aufs Gemüt schlagen, der muss nur wenige Meter gehen zur anderen Seite des Jardin des Plantes: In die Manège, dem hübschen kleinen Zoo mit lebendigen Tieren.

Knochen, die auch Kinder begeistern.

Adresse: 2, rue Buffon, Metro: Gare d´Austerlitz

http://www.mnhn.fr/fr/visitez/lieux/galerie-paleontologie-anatomie-comparee

Paris-Tipp: Abends ins Museum

Am späten Nachmittag setzt der Regen ein. Es wird ungemütlich in Paris. Man hat erst ein großes Stück Kuchen gegessen und möchte jetzt am liebsten noch ein paar Stunden ins Museum. Lohnt sich das am frühen Abend noch?

Mais oui. Viele Pariser Museen haben einen Tag in der Woche, an dem sie abends länger geöffnet haben – das Centre Pompidou einmal sogar bis 23 Uhr oder der Louvre bis 21.45 Uhr. Es lohnt sich also, auf die Website des jeweiligen Museums zu schauen, ob es eine „Nocturne“ gibt, eine längere Öffnungszeit am Abend.

Einen schönen Überblick über die Nocturnes gibt diese Site: http://quefaire.paris.fr/articles/162

Ein Ort für Foto- und Videokunst: das  Jeu de Paume

Ein Ort für Foto- und Videokunst: das Jeu de Paume bei der Place de la Concorde

Übrigens: Sehr viele Museen haben am Dienstag geschlossen! Und: Die meisten staatlichen Museen verlangen am ersten Sonntag im Monat keinen Eintritt für ihre Dauerausstellungen – ebenso die nationalen Gedenkstätten wie etwa der Triumphbogen. An diesen Sonntagen ist dann freilich oft die Hölle los.

In den Museen der Stadt (Ville de Paris) ist der Eintritt zu den ständigen Sammlungen an allen Tagen kostenlos – etwa im Musée de Carnavalet oder im Musée d´Art Moderne de la Ville de Paris. Wer jung ist, darf sich außerdem freuen: Seit 2009 ist der Besuch der staatlichen Museen und der nationalen Gedenkstätten in Frankreich für Jugendliche unter 26 Jahren kostenlos. Das gilt auch für alle Jugendlichen aus der EU – und für die Lehrer der Primar- und Sekundarstufe.